Lesen ist eine Passion, eine Passion, die nicht ohne Lust und Leidenschaft leben kann. Dies konnte jeder Besucher beim zweiten Literatur-Treff am 11.2.2015 in der Bücherei der Schule fühlen.
Viele waren der Einladung des Vorbereitungsteams, bestehend aus der Elternbeiratsvorsitzenden Dr. Britta Thießen, den beiden Deutschlehrerinnen Wiebke Eschenhagen und Hanna Schwichtenberg, der Schulbibliothearin Veronika Lippolt und dem Schülersprecher Darius Böcking, gefolgt, um sieben Leser bei den Reisen durch ihr Lieblingsbuch zu begleiten.
Die Gemeinsamkeiten der sieben Leser sind einmal die Verbundenheit zum Hebel, sei es nun als Schulleiter, als Lehrkraft, als Schüler, als Elternteil oder als Ehemalige, zum anderen die gemeinsame Liebe zum Lesen und zum Eintauchen in die Welt der Bücher.
Dass Bücher uns von Kindertagen an inspirieren können, bewies Andreas Lin, der Axel Franks „Torjäger Kalli“ mitbrachte; man sah, dass es schon oft gelesen wurde .Die Liebe zum Fußball, zum Schreiben und zum Lesen brachten Andreas Lin dann dazu, Sport- und Lokaljournalist zu werden. Heute liest er gerne Regionalkrimis und träumt davon, einen eigenen Regionalkrimi über Schwetzingen zu schreiben.
Das Lieblingsbuch kann aber auch biografische Bezüge zum Autor aufweisen, wie David Gilmours „Unser allerbestes Jahr“, das von der Beziehung zwischen Vater und Sohn in einer schweren Zeit berichtet und zeigt, wie beide damit umgehen. Ein Buch, das nicht nur Dr. René Pöltl beeindruckt hat sondern auch die Besucher des Literatur-Treffens dazu inspirieren konnte, sich ein paar Gedanken zu diesem Thema zu machen.
Aber ein Lieblingsbuch kann auch von den Leiden eines Außenseiters erzählen,, wie in dem Roman „Wunder“ von Raquel J. Palacio, das Oberstufenschülerin Maybritt Schillinger vorstellte. Durch die eindrückliche Darlegung wurden auch hier die Besucher sehr nachdenklich und machten sich Gedanken zum Thema, vor allem in Bezug aufs Hebel.
Bibliothekarin Katja Breitbücher entführte das Publikum in die schillernde Welt Indiens und obwohl in ihrem dicken Schmöker voller fesselndem Lesespaß ein Mörder gesucht wird, scheint „Immer wieder Gandhi“ ein sowohl lustiges, als auch berührend fesselndes Buch zu sein. Katja Breitbücher ist davon überzeugt, dass die Leute, die „slumdog millionaire“ mochten, auch diesen Roman lieben werden.
Schulleiter Stefan Ade nannte ein Lieblingsbuch ein Buch, das es schafft, unser Herz zu berühren und uns zum Nachdenken zu bringen. Dies war dem eher unscheinbaren „Harold Fry“ bei ihm gelungen, der den Wunsch hat, aus seinem grauen, geregelten Alltagstrott auszubrechen und einmal das Unerwartete zu tun, als er sich spontan auf eine „unwahrscheinliche Pilgerreise“ begibt, die ihn schließlich1000km durch ganz England führt. Rachel Joyce hat diese ungewöhnliche Geschichte erzählt.
Dass Bücher uns nicht nur berühren, sondern auch verändern können, zeigte Buchhändler Cornelius Kieser am Beispiel von Brigitte Kronauers eigenwillig sprachgewaltigem Roman „Berittener Bogenschütze“ auf. Ihre Naturbeschreibungen hätten seine eigene Sicht auf die Natur verändert, denn niemand könne die Natur so schön und gleichzeitig so perfekt beschreiben wie sie; dies habe nicht nur seine Sicht auf die Natur verändert, sondern auch zu einer schärfern Wahrnehmung seiner Umwelt geführt.
Bücher können noch stärker wirken, uns „pieksen und stechen“, gar wie eine „Axt sein für das gefrorene Meer in uns“, wie es Franz Kafka formuliert hat. Bücher berühren auch die dunkle, abgründige Seite im Menschen, was an dem von Junglehrer Joshua Hampf ausgewählten Lieblingsbuch deutlich wurde. Er präsentierte mit viel Engagement und intellektueller Brillanz den Roman „Die Möglichkeit einer Insel“ des französischen Skandalautors Michel Houllebecqs, der vom traurigen Scheitern erzählt und in seiner Dystopie vor einem wachsenden Humanitätsverlust eindringlich warnt. Wer sich darauf einlassen könne, den ergreife die Präzision und gewaltige Sprachschönheit des Romans, meinte Joshua Hampf in der Begründung seiner Wahl.
Der Zauber des facettenreichen Literatur-Abends lag sicher auch darin, dass die eingeladenen Gäste sehr authentisch ihre Lieblingsbücher vorstellten und so eine ganz private Seite offenbarten, die die meisten Besucher wahrscheinlich sonst nie kennen gelernt hätten.
Zu der gelungenen Veranstaltung trug auch die pfiffige Moderation von Elternsprecherin Dr. Britta Thießen bei, ebenso die lockeren Gespräche, die in der offenen Atmosphäre nach jedem vorgestellten Buch möglich wurden.
Das vom Vorbereitungsteam vorbereitete Buffet mit selbstgebackenen und mitgebrachten Köstlichkeiten, sowie Tee und Wasser, erfreute die Besucher in der Pause.
Buchhändlerin Barbara Hennl hatte einen Büchertisch mitgebracht, bei dem das Publikum die vorgestellten Bücher gleich kaufen konnte, ein Service, der gerne angenommen wurde, da die Leute sich nun selbst von den Büchern verzaubern und in andere Welten entführen lassen wollten.
Dass keiner sich ohne ein Buch in der Tasche vom Literatur-Treff verabschieden musste, dafür sorgte eine Überraschungsaktion am Ende der Veranstaltung. In großen Körben lagen Buchpakete bereit, sorgfältig verpackt in buntes Geschenkpapier oder in Zeitung bzw. Packpapier eingeschlagen. Wie bei einem „blind date“ zog jeder Besucher ein Päckchen und durfte sich dann auf eine Fortsetzung des Lesevergnügens zuhause freuen.
Das zweite Literatur- Treffen war ein Abend der Begegnungen, mit Büchern und mit Menschen, die neue Anregungen gaben und die Leselust weckten.
Im Mai soll es wieder einen Literatur-Treff am Hebel-Gymnasium geben und Sie werden wieder die Möglichkeit haben, einen besonderen Abend unter einem neuen Leitthema zu erleben.
( Dr. Britta Thießen, Anka Thießen, Hanna Schwichtenberg)