06.03.16

„Gedichte sind etwas Großartiges!“ Begegnung mit Jan Wagner

Sichtlich stolz, dass es gelungen war, mit Jan Wagner einen der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker der Gegenwart an die Schule einzuladen, begrüßte Schulleiter Stefan Ade den prominenten Gast und bezeichnete seinen Besuch als „Meilenstein im kulturellen Angebot der Schule und der Stadt Schwetzingen“. Eingeladen hatten die Buchhandlung Kieser, der Elternbeirat und der Literaturtreff des Hebel-Gymnasiums. Der Abend wurde von der Elternbeiratsvorsitzenden Frau Dr. Britta Thießen moderiert.

Jan Wagner freute sich angesichts des voll besetzten Saales, dass Lyrik hierzulande so viel Freunde habe, was nicht selbstverständlich sei.

In zwei Blöcken las er eigene Gedichte aus seinem neuesten Band „Selbstporträt mit Bienenschwarm“, in dem die besten Gedichte aus seinen bisherigen Gedichtbänden zusammengestellt sind.

Wagners Gedichte erzählen vom Kleinen, nur scheinbar Banalen wie Unkraut, von der Liebe zu Tieren, besonders den trägen, langsamen Tieren wie den Koalas oder der Schnecke, von genau beobachteten Alltagsdingen wie dem Teebeutel oder der Seife - das Spektrum reichte vom seltenen Genre des Frisörgedichts bis zum „harmlosen Gemüsegedicht“. „Alles kann zum Gedicht werden“, so Wagner, auch das Kleine, allseits Bekannte vermag es, uns neue Zugänge zur Welt und ihrer Wahrnehmung zu verschaffen. In den konzentriert vorgetragenen Gedichten klingt Sprachmusik, ja Sprachmagie an, die die Zuhörer fesselt.

Gerne stellte sich der Dichter auch den Fragen des Publikums und erzählte von seinen eigenen Erfahrungen als Schüler mit Lyrik, vom langen, manchmal auch mühsamen Entstehungsprozess des Schreibens und vom Glück, wenn ein Text glückt, auch wenn er nie ganz fertig ist, sondern nur für fertig erklärt wurde.

Gedichte machen Spaß und bieten den Anreiz, die Dinge neu zu sehen, so Wagner. Seine Leidenschaft, die er zum Beruf gemacht hat, wirkte ansteckend. Ob man von Lyrik denn überhaupt leben könne, wollte eine Schülerin wissen. Die Antwort des Autors lautete, dass er ohne Lyrik nicht leben könne und dass auch die Welt Poesie brauche.

Buchhändler Cornelius Kieser zeigte sich begeistert von dem Abend. Ihn beeindruckte die gute Vorbereitung im Organisationsteam ebenso wie die Tatsache, dass sehr viele Schüler gekommen waren, die aufmerksam und mit großem Interesse zuhörten. „Mich hat die Begegnung mit dem Autor so begeistert, dass ich noch in der Nacht begonnen habe, Gedichte zu lesen“, meinte ein Oberstufenschüler am nächsten Morgen im Gespräch auf dem Schulhof.

(Hanna Schwichtenberg)