Als „intellektuellen Tausendsassa“ kündigte Religionslehrer Henning Hupe den Referenten an. Dr. Norbert Giovannini, Lehrer und Hochschuldozent im Ruhestand, beschäftigt sich in seinen Forschungen unter anderem mit der jüdischen Geschichte, NS-, Hochschul- und Stadtgeschichte Heidelbergs. Nun trug er beim Hebel-Treff zu einem seiner Lieblingsthemen vor: "Stille Helfer - Mut im Verborgenen: Retter und Widerständler im NS-Staat".
Dr. Giovannini erzählte von uneigennützig handelnden Personen, die in Alltagssituationen den Widerstand gewagt haben. Sie waren durch ihre Hilfe – im Verborgenen – sehr wirksam, brachten aber auch sich selbst in Gefahr. Der Heidelberger Dozent berichtete so anschaulich, dass die Gäste im Hebel-Gymnasium hätten glauben können, er sei selbst dabei gewesen. Im Publikum saßen neben Eltern und Lehrkräften auch erfreulich viele Schüler, die von diesem bisher unbekannten Widerstand sichtbar beeindruckt waren.
Giovannini stellte beispielsweise die Heidelberger Ärztin Marie Klaus vor, die sich um Kinder, alleinerziehende Mütter und später auch um jüdischen Patienten aufopferungsvoll kümmerte. Verzweifelten Mitbürgern, die einer Deportation entgehen wollten, aber nicht mehr fliehen konnten, half sie, mit Gift einen würdigen Selbstmord zu begehen. „Man stelle sich ihren Gewissenskonflikt vor!“, machte Giovannini die Problematik deutlich.
Andere halfen bei der Flucht oder boten Personen Unterschlupf in ihrem Haus. „Es ist gigantisch, wie viel Aufwand es bedeutet, unterzutauchen“, erklärte Giovannini. „Man braucht unglaublich viele Helfer, die sich kümmern – und dichthalten.“ Prominentes Beispiel ist Schindler, der in seiner Scheinfirma für Kochtöpfe, die nichts produzierte, über 1000 jüdische Mitarbeiter beschäftigte und damit teilweise vor dem Tod bewahrte. Bekannt ist natürlich auch Anne Frank, die mit ihrer Familie untertauchte – und dann doch verraten wurde.
Aber der Referent schilderte auch viele Beispiele aus der Heidelberger Region. Es waren diese kleinen Geschichten, die berührten, beispielsweise wie in Ziegelhausen eine Wäscherin und ihr Mann eine jüdische Familie in ihrer Dachstube versteckten.
„Nicht jeder kann Schindler sein“, aber der Referent zeigte die immer vorhandene Option für „humanes, gutes Handeln und wirksames Engagement“ auf.
Schulleitung, Elternbeirat und Freundeskreis des Hebel-Gymnasiums Schwetzingen hatten zu diesem Hebel-Treff bei freiem Eintritt eingeladen. Bei den freiwilligen Spenden für das Waisenhausprojekt im Kongo kamen 150 Euro zusammen.
Birgit Schillinger