23.12.15

Schreib für Freiheit – damit sie nicht vergessen werden

Seminarkurs „Medien“ am Hebel-Gymnasium setzt sich für Menschenrechte ein.

Der Fall des saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi, der für seine Meinungsäußerungen mit 10 Jahren Haft und 1000 Peitschenhieben bestraft wurde, ist durch die Medien weltweit bekannt geworden. Weniger bekannt ist, dass sein Anwalt, Waleed Abu al-Khair, wegen seines Engagements nun auch verhaftet wurde und für 15 Jahre im Gefängnis sitzen soll.

In der diesjährigen Kampagne der Menschenrechtsorganisation „amnesty international“ setzen sich weltweit Menschen mit einem Briefmarathon für 12 ausgewählte Fälle von politischen Gefangenen ein: Ein regierungskritischer Journalist aus Usbekistan, ein Karikaturist aus Malaysia, ein Jugendlicher im Iran, dem unter Folter falsche Geständnisse herausgepresst wurden oder eine Frau in El Salvador, die nach einer Fehlgeburt verhaftet wurde und unter dem Vorwurf einer illegalen Abtreibung nun im Gefängnis sitzt, um nur einige zu nennen.

„Die vergessenen Gefangenen“ - Diese Schlagzeile stand 1962 am Anfang einer Initiative des Londoner Rechtsanwalts Peter Benenson, die zur Geburtsstunde von „ai“ wurde. Mehr als 3 Millionen Mitglieder und 4 Mio Unterstützer setzen sich heute weltweit für Menschen ein, die weder Gewalt befürwortet noch angewendet haben und deren Menschenrechte durch Regierungen und staatliche Repräsentanten verletzt wurden. Die unabhängige Menschenrechtsorganisation führt große Kampagnen durch gegen Folter, Todesstrafe und Gewalt an Frauen und kämpft für die Durchsetzung rechtsstaatlicher Prinzipien bei allen Gerichtsverfahren sowie für die Freilassung politischer Gefangener.

Frau Gudula Dinkelbach, die von Beruf Universitätsbibliothekarin in Heidelberg ist, arbeitet seit über 20 Jahren ehrenamtlich in einer Heidelberger ai-Gruppe mit. Der Seminarkurs „Medien“ und die Kursleiterin Hanna Schwichtenberg hatten sie in den Unterricht in die Schule eingeladen. Gudula Dinkelbach informierte über die Arbeitsweise von „amnesty international“ und erzählte von ihren eigenen Erfahrungen in der Menschenrechtsarbeit. Gerade die Pressefreiheit als wichtiges Menschenrecht, das in Artikel 19 der Un-Charta verankert ist, wird zunehmend verletzt, sodass Journalisten, Autoren und Blogger vielerorts unter riskanten Bedingungen arbeiten müssen.

In einer Aktion in der Aula der Schule hatte der Seminarkurs einen Infostand aufgebaut, über den Briefmarathon informiert und Schüler wie Lehrkräfte zur Beteiligung eingeladen. Mit einem kleinen Kuchenverkauf wurde das erforderliche Briefporto erwirtschaftet, sodass Frau Dinkelbach die Briefe zum Versand an die jeweiligen Regierungen und Botschaften mitnehmen konnte. Wenn Menschenrechtsverletzungen transparent gemacht werden, wenn die Öffentlichkeit zeigt, dass sie informiert ist und eine Freilassung der politischen Gefangenen fordert, ist das ein oft wirksamer Druck auf die jeweiligen Behörden und Regierungen. Die in diesem Jahr verschickten 1.730.000 Briefe werden beachtet und manchmal kann ein Brief sogar Leben retten.