Was weißt du über die Rechte der Frauen in Afghanistan und in Deutschland? Die Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES aus Berlin war von Seminarkursleiter Dr. Henning Hupe in den Oberstufenkurs eingeladen worden. Als Einstieg diente die Frage, wie Bildung das Leben von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt beeinflusst und damit wie wichtig Bildung ist.
Birgitta Hahn (Referatsleiterin internationale Zusammenarbeit), Susanna Keim (Referat internationale Zusammenarbeit) und Yolanda Castillo (Praktikantin) führten sehr engagiert mit interessantem und aktuellem Material und kurzweiligen Workshop-Phasen in das Thema Frauenrechte in Afghanistan und Deutschland ein, was manche Überraschungen für die Schüler bereit hielt – zum Beispiel, dass Frauen in Deutschland erst seit 1918 ein allgemeines Wahlrecht haben oder erst seit 1949 die Gleichberechtigung von Mann und Frau im deutschen Grundgesetz festgeschrieben ist. Daraufhin erfuhren die Schüler, wie die Einflüsse der Taliban deutlich zu sehen sind, da Afghanistan in mehreren Regierungsphasen vor der Machtübernahme der Taliban ähnliche frauenrechtliche Fortschritte wie Deutschland machte. Das Frauenwahlrecht etwa wurde erstmals 1919 in Afghanistan eingeführt.
Für die drei Schulstunden waren auch drei Frauen afghanischer Herkunft dabei, die nach Deutschland geflohen sind, da es nach der Machtübernahme der Taliban für sie zu gefährlich wurde. In ihrer Heimat waren sie bei der Neswan Social Association tätig. Diese Organisation eröffnet Frauen aller Altersgruppen verschiedene Möglichkeiten sich weiterzubilden.
Bewegend war, wie die Frauen darüber berichteten, sich zu schämen, nun in Deutschland „gerettet“ zu sein, während ihre Organisation Neswan nun mit einem neuen Team alles vor Ort in der Provinz Herat versucht, den Frauen wenigstens einen Rest Bildung und Eigenständigkeit in einer nahezu völlig entrechteten Situation unter den Taliban zu ermöglichen. Auch erzählten sie von der „Wut im Bauch“ und der gleichzeitigen Perplexität, als sie plötzlich mit dem so überraschenden Abzug der amerikanischen, deutschen und alliierten Truppen konfrontiert waren: Jahrzehnte an Aufbauarbeit waren wie im Handstreich zerstört, die Verhältnisse wieder völlig umgedreht! Beeindruckend war, wie die Frauen immer noch von Hoffnung sprachen und davon, ihre Kolleginnen vor Ort weiter zu unterstützen.
„Der Besuch hat uns allen sicherlich die Augen geöffnet, was die Lage in Afghanistan betrifft, aber auch generell, wie Bildung Mädchen und Frauen in der ganzen Welt weiterbringt“, meinte eine Schülerin abschließend.
Birgit Schillinger